Ernährung und Neurodermitis - Ein Erfahrungsbericht
Gastbeitrag von Anna Felizitas Krause
Die Diagnose - und meine Ratlosigkeit
Als mein Sohn drei Monate war, hatte er auf einmal so merkwürdige rote Flecken auf beiden Wangen. Diese Flecken fand ich auch an seinen Waden und in den Kniekehlen. Die Haut war sehr trocken an diesen Stellen und es sah irgendwie für mich merkwürdig aus.
Also ging ich zu unserem Kinderarzt, um ihm diese merkwürdigen Flecken zu zeigen.
Seine Diagnose war ebenso deutlich wie niederschmetternd: Ihr Sohn hat Neurodermitis – aber keine Angst, junge Frau – es ist nicht heilbar,auch nicht gefährlich! – Mit diesen Worten verließ er das Arztzimmer und ich stand wie ein begossener Pudel da und wusste nicht, was ich jetzt mit dieser Aussage anfangen sollte. Kein weiteres Wort – keine Therapie – kein Rezept für irgendwas!
Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Na klar, ich selber hatte Heuschnupfen und allergisches Asthma – aber von Neurodermitis hatte ich noch nichts gehört.
Also machte ich mich auf die Suche, was dagegen zu unternehmen sei. Ich erzählte auch meiner Mutter von dem unmöglichen Benehmen unseres Kinderarztes und glaubte, sie könne mir helfen. Fehlanzeige!
Es gibt keine Zufälle - es fällt mir etwas zu!
Voller Empörung über den Kinderarzt erzählte meine Mutter die Situation ihrer Friseurin. Wie es der “Zufall” will, sitzt direkt neben ihr eine Dame, die über Neurodermitis sehr gut Bescheid wusste. Sie riet meiner Mutter ich möchte mich doch mit der Kinderklinik Gelsenkirchen mit der Station von Prof. Dr. Stemmann in Verbindung setzen. Der Facharzt für atopische Erkrankungen, zu denen auch Neurodermitis gehört.
Essen und Leben neu denken und lernen!
Natürlich habe ich sofort Kontakt zu dieser Klinik aufgenommen und mir wurde dann gesagt, dass es dort ein umfassendes Programm gibt. Um daran teilzunehmen, brauche ich eine Einweisung und kann dann mit meinem Sohn an diesem Programm teilnehmen.
Gesagt, getan. Nach einem ausführlichen Aufnahmegespräch mit dem Professor, durfte ich erstmal Essen neu denken. Das Zauberwort hieß:
Tierisch-eiweißarme-Vollwertkost
Außerdem waren alle Mütter dazu aufgerufen, Autogenes Training zu lernen und sich mit dem: Was steckt eigentlich hinter der Neurodermitis? auseinandersetzen.
Es folgte ein 4-wöchiger gemeinsamer Aufenthalt mit super viel Input, neuem Denken und vor allem neuem Essen.
Da war ich nun mit meinem 4 Monate alten Sohn und bekam eine Einweisung, wie ich vom Fläschchen auf feste Nahrung umstellte. Das nach dem folgenden Plan verlief: Und so gab es am Anfang erstmal: Kartoffeln mit Möhren, selbst zubereitet und in leeren Kindergläschen abgefüllt und eingefroren. So konnte ich auch unterwegs auf “unser” Essen zugreifen.
Übrigens, sein Lieblingsessen war Leipziger Allerlei (püriert) mit Kartoffelpüree und Rosenkohl natürlich auch püriert. Nach und nach wurde aus dem Pürierten dann die Gemüse und Kartoffeln immer gröber. Zum Trinken gab es ausschließlich Wasser und Tee.
Hier ein kleiner Auszug was an Lebensmitteln zur Verfügung stand:
- Getreide: Mais, Buchweizen, Dinkel, Roggen, Reis, Sojabohnen
- Gemüse: saisonales und regionales Gemüse wie zum Beispiel: Kohlrabi, rote Beete, Salate der Saison, Kartoffeln, Möhren, Erbsen,
- Fleisch: 1x wöchentlich Rindfleisch oder Geflügel, gekocht und den Sud nicht verwenden (da sind die meisten Eiweiße enthalten)
- Obst: Birne, süsser Apfel, Banane, Wassermelone
- Getränke: Wasser, Kräutertee
- Fette: Olivenöl, Butter
Es ist unglaublich, was alles daraus zubereitet werden kann. Erleichtert haben mir den Einstieg Kochkurse, die von der Klinikküche angeboten wurden. Brote selber backen aus Dinkelmehl ist bis heute noch aktuell bei uns Zuhause. Der Renner waren die Buchweizenpfannkuchen und die Dinkelwaffeln, die mit reifen Bananen gesüßt wurden.
Ein Jahr haben wir die strenge Auswahl an Lebensmitteln gemacht, danach wurde das Angebot durch hochprozentige Sahne und vollfetten Käse erweitert.
Für die Säuglinge gab es HA (hypoallergene Babynahrung) Nahrung. Diese diente auch als Milchersatz für verschiedene Gerichte. Zum Beispiel lies sich damit hervorragend eine helle Soße anrühren.
Die Haut regenerierte sich
Die Erfolge dieser 3-Säulen-Behandlung bestehen aus:
1. Autogenes Training (für die Eltern und älteren Kindern ab 10 Jahren),
2. Ernährung mit allergenarmen, tierisch eiweißarmen Essen,
3. Umwelt/Psyche, wo Eltern und Großeltern mit einbezogen wurden.
Schon nach wenigen Wochen zeigten sich erste Erfolge. In kürzester Zeit war mein Sohn “blank”! Keine trockenen Hautstellen mehr, keine schorfigen Stellen – ein gesundes und fröhliches Kind, das keine trockenen, juckenden Hautstellen mehr hatte.
Was sich sonst noch verändert hat
Durch das autogene Training konnte ich in vielen Situationen gelassener reagieren . Außerdem habe ich selber durch die tierisch-eiweißarme Ernährung mein Asthma und dem Heuschnupfen ade sagen können. Das hätte ich mir so nicht zu träumen gewagt.
Es lohnt sich, auch mal unbequeme Wege zu gehen. Auch wenn Großeltern und Freunde der Meinung waren, dass es Medikamente auch tun würden, war für mich dieser Weg der erfolgreichere und nachhaltigere. Übrigens, unser Wassermeloneneis im Sommer fanden alle Nachbarskinder toll! Mir hat es gezeigt, was Essen im Körper bewirken kann – positiv wie negativ. Und wie wichtig ein ausgewogenes und frisches Essen ist.
Reaktionen des Umfelds
Nicht jeder konnte diesen unbequemen Weg verstehen.
Was soll ich den Kleinen mitbringen, wenn sie keine Schokolade essen dürfen?
Diese Frage wurde mir häufig gestellt. Natürlich habe ich dann Alternativen aufgezeigt:
Wie wäre es mit einem Apfel (süß) oder einer Banane? Beides ist auch süß und da kannst du nichts falsch machen.
Oma hatte sich vorgenommen, bei ihren täglichen Besuchen immer ein Lego Duplo mitzubringen. Dies konnte ich schnell unterbinden, indem ich auch ihr Alternativen angeboten habe.
Nach dem „strengen“ Jahr gesellten sich immer mehr Lebensmittel dazu.
So konnte ich dann auch Rosinen, Lutscher auf Honigbasis und zuckerfreie Naschereien anbieten.
Zu erwähnen wäre vielleicht noch
Ich habe mich damals im „Verband Allergie und Umweltkrankes Kind“ engagiert und somit viele Schulungen durch Prof. Stemmann erhalten. Sollten also Fragen aufkommen, wende dich gerne an mich. Du erreichst mich über www.achtungfamiliensache.com
Hast du eine ähnliche Herausforderung und möchtest mit deinem Kind eine Ernährungsumstellung wagen? Brauchst du Unterstützung um Autogenes Training zu praktizieren? Wende dich gerne an Anna Felizitas Krause und vereinbare dein kostenfreies Impulsgespräch.
Empfehlen kann ich dir auch den Eltern-Club, den ich gemeinsam mit Anna Felizitas Krause (Familiencoach) ab Herbst 2023 starte. Trage dich gleich auf die Warteliste ein, damit du keine Informationen verpasst.
Autorin: Anna Felizitas Krause von www.achtungfamiliensache.com
Dein Kind isst kein Gemüse?
Dann lies dir unbedingt den Gastbeitrag der Küchenfamilie bei Achtung Familiensache. Hier geht es direkt zum Artikel.